Das Fediverse

Das Fediverse ist eine Alternative zu den bekannten Social-Media-Plattformen. Allerdings gibt es zu diesen auch ein paar gravierende Unterschiede, die man kennen sollte:

1. Dezentral

Es gibt nicht DIE EINE (zentrale) Internetseite wie z.B. bei Twitter oder Youtube. Jeder kann (theoretisch) eine eigene Instanz selbst betreiben oder gebrauchsfertig mieten. Am Sinnvollsten ist es aber, wenn man sich einfach auf einer der größeren Instanzen einen Account anlegt. Dabei ist es völlig egal, welche Instanz das konkret ist, weil sich diese untereinander unterhalten (wie z.B. auch bei e-Mail). Deshalb hat jedes Fediverse-Konto nicht nur einen Benutzernamen, sondern auch den Namen einer Instanz (z.B.: @c_meyer@pixelfed.rlp.schule oder @c_meyer@peertube.rlp.schule)

2. Nicht kommerziell

Das Fediverse ist nicht kommerziell und funktioniert ohne Tracking oder Werbeeinblendungen. Es werden einfach keine Daten gesammelt, außer die, die zum Betrieb technisch notwendig sind. Damit wird die Frage nach der Finanzierung wichtig. Viele Admins und Moderatoren freuen sich über (freiwillige) Spenden, andere verlangen einen monatlichen finanziellen Beitrag (z.B. 1 Euro). Da aber kein großes Geld mit Fediverse-Diensten verdient wird, sind prinzipiell auch alle Beiträge und Accounts öffentlich zugänglich (also ohne eigenes Login). Natürlich kann man aber Beiträge und Kommunikation auch "privat"er einstellen.

3. Algorithmen

Große kommerzielle Plattformen erstellen anhand der beobachteten Vorlieben gerne eine persönliche Timeline. Dadurch gibt es einige (geschickte) Influencer mit einer großen Reichweite, während Beiträge von Personen, denen man eigentlich folgt, oft gar nicht erst angezeigt wird. Außerdem werden emotional aufgeladene Inhalte bevorzugt, das verlängert die Verweildauer auf der Plattform und erhöht die Werbeeinnahmen der Konzerne. Im Fediverse gibt es zwar auch "Trends" und "Hashtags", ansonsten ist es aber einfach die chronologische Timeline der Leute, denen man folgt. Daneben gibt es oft noch eine "lokale Timeline" (= alle Beiträge der Instanz) und eine "Föderierte Timeline" (= alle Beiträge der verbundenen Instanzen).

4. Interoperabel

Besonders interessant finde ich aber die Eigenschaft, dass die verschiedenen Dienste des Fediverse auch untereinander kommunizieren können. Das ist dann in etwa so, als ob man von Facebook aus ein Youtubevideo "liken" oder man bei Twitter einen Instagram-Post "kommentieren" und "teilen" könnte.

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Dienste

Es gibt unzählige Dienste im Fediverse und tausende von Instanzen. Deshalb möchte ich hier nur ein paar Dienste vorstellen, nämlich solche, die ich selbst gerne nutze und ganz interessant finde. Diese vorgestellten Dienste laufen übrigens auch alle auf meinem eigenen Server. Eine etwas ausführlichere Übersicht gibt es z.B. beim joinfediverse.wiki, im Kuketz-Blog und auch bei Digitalcourage (Print-Heftchen kurz&mündig: Fediverse - So geht Social Media.)

1. Friendica

ist ein Macroblogging Dienst, der an Facebook erinnert. Ich finde Friendica hilfreich für einen Account bzw. eine Seite, wo eine Institution (etwa eine Schule) regelmäßig Neuigkeiten veröffentlicht. Das funktioniert auch mit unbegrenzt Text und Fotos, außerdem kennt Friedica "Veranstaltungen" (Kalendereinträge) und "persöniche Notizen".

2. Mastodon

dort ist mein Hauptaccount im Fediverse und von hier aus folge ich auch den anderen Diensten. Mit dem Schwerpunkt Microblogging (500 - 1500 Zeichen) ist es ein Gegenpol zu Twitter. Hier sind auch offizielle Stellen und Behörden (z.B. BfDI, mehrere LfDI, Landtag RLP, PL RLP, ...) oder mehrere Politiker und Bürgerinitiativen zu finden.

3. Mobilizon

wurde als Alternative zu Facebook Events entwickelt und ist ein Veranstaltungskalender, bei dem man sich mit jedem anderen Fediverse-Account zu Veranstaltungen anmelden kann. Mehr Infos finden sich bei joinmobilizon.org, eine Beispielinstanz ist mobilize.berlin.

4. PeerTube

ist eine gute Anlaufstelle, wenn man seine Videos nicht auf Youtube hochladen möchte, etwa wenn man keine Werbeeinblendungen möchte oder Schülern das (illegale) Tracking ersparen möchte.

Natürlich lassen sich mit PeerTube keine Videos ansehen, die auf Youtube hochgeladen wurden. Es ist schlicht eine andere Plattform. Wenn man dies tun möchte, dann kann man z.B. Invidious verwenden, das ist ein Youtube-Proxy, der Werbung und Tracking herausfiltert und nur das Video abspielt - und sogar einen Download (als Privatkopie) anbietet. Moodle hat übrigens eine ähnliche Funktion bei Youtube-Videos.

 

5. Pixelfed

ist eine Foto-Plattform. Ein "Album" (Post) kann bis zu vier Bilder enthalten und auch eine Beschreibung dazu, daneben gibt es auch Sammlungen, Stories und Sammlungen.

6. WriteFreely

Bei Write freely geht es ums Schreiben und veröffentlichen. Deshalb ist die Plattform bewusst minimalistisch und verzichtet auf unnötige Ablenkungen. So können die Texte zwar ins übrige Fediverse gepostet und geteilt werden, andererseits gibt es aber bei Write freely keine Kommentar- oder Diskussionsfunktion.